FUNDGRUBE Naturschutz: Aktivitäten des Bayerischen Artenschuzzentrums
In dieser Sonderausgabe der Fundgrube Naturschutz gibt Ihnen das Team des Bayerischen Artenschutzzentrums einen Einblick in seine aktuellen Aktivitäten.
In dieser Sonderausgabe der Fundgrube Naturschutz gibt Ihnen das Team des Bayerischen Artenschutzzentrums einen Einblick in seine aktuellen Aktivitäten.
(Wolfram Adelmann) Eigentlich ist es ein Begleitbuch zur gleichnamigen Wanderausstellung, aber es liefert einen wirklich bemerkenswert breiten Überblick rund um das große Thema Insekten. Die Vielfalt gelingt alleine durch die große Zahl der 80 beteiligten Autorinnen und Autoren. Das Autorenteam liest sich wie ein kleines „Who-is-who“ der Insektenforschung und Naturschutzpraxis. Das Buch behandelt die Biologie der Insekten noch recht kompakt, benennt diverse Gefährdungsursachen ausführlicher, um im Anschluss den größten Anteil des Buches dem Schutz zu widmen. Das Herzstück sind die vielfältigen Projekte rund um den Insektenschutz – für mich persönlich ein Fundus an Ideen. Die Zielgruppe ist: Jeder! Es eignet sich sowohl für einen tiefgehenden Einstieg, als auch als Quelle für den Biologieunterricht oder auch als Ideensammlung für ehren- und hauptamtlichen Naturschutz. Auch die Umweltbildung und Bürgerbeteiligung über Citizen Science werden angesprochen.
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Ob für das Netzwerk Forschung für die Praxis, neue Artikel oder Projekte – dafür recherchieren wir an der ANL viel im Internet. Und was wir dabei sonst noch so alles finden, möchten wir gerne mit Ihnen teilen!
Die Fundgrube wird zusammengestellt von Sonja Hölzl, Netzwerk Forschung für die Praxis.
Emily Hehn, Celina Stanley und Wolfram Adelmann
Grüne Altstädte: Naturschutz zwischen Klimawandel und Denkmalschutz
Altstädte sind stark versiegelt und hitzebelastet. Darunter leiden nicht nur die Menschen, sondern auch Flora und Fauna. Wirkungsvolle Maßnahmen, um die Altstädte klimaresilient und lebensfreundlich zu gestalten, sind Platz-, Fassaden- oder Dachbegrünungen. Deren Umsetzung muss aber häufig mit dem Denkmalschutz in Einklang gebracht werden. Verschiedene Beispiele zeigen Handlungsspielräume und Möglichkeiten für Kommunen und Bewohner auf, die Ziele von Klima-, Natur- und Denkmalschutz zu kombinieren.
Summary
Green historical towns: nature conservation between climate change and monument protection
Especially paving leads in old towns to extensive heat. Not only people suffer from heat, but also flora and fauna. Greening of squares, facades or roofs are effective measures to make historical towns more climate-resilient. However, their implementation often has to be reconciled with monument protection. We are presenting various examples for action and possibilities for municipalities and residents to combine the goals of climate, nature and monument protection.
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(Wolfram Adelmann) Tallinn, die Landeshauptstadt von Estland, ist im Aufschwung, das erhöht den Flächendruck und die Herausforderung, die bislang grüne Stadt auch als solche zu erhalten. Ein besonderes Projekt erregt europaweit Aufsehen: Der Pollinator-Highway – ein grünes Band für Bestäuber als multifunktionaler Raum inmitten einer aufstrebenden Metropole.
Die Esten bezeichnen sich selbst als Nordeuropäer. Die technikaffine Lebensweise der Esten hat das Land in kürzester Zeit zu einem wirtschaftlichen Motor der baltischen Region gemacht – die digitale Welt schaut nach Tallinn. Estland hat eine der schnellsten Internetabdeckungen im europäischen Vergleich und zieht Hightech-Firmen aus der ganzen Welt an. In 2021 zählt die Hauptstadt zirka 445.000 Einwohner, ein Drittel der Gesamtbevölkerung des kleinen Estlands. Hinzu kommt, dass Tallinn einen erheblichen Bevölkerungszuwachs verzeichnet und damit der Flächendruck stark ansteigt (URL 1).
Ein spannendes Projekt, das versucht, Naturschutz und Mensch in Tallinn eng zu verbinden, ist die Bienen-Autobahn (Pollinator-Highway; URL 2):
Ausgangspunkt ist eine Trasse mitten durch die Stadt, die aktuell noch von Hochspannungsmasten geprägt ist. Diese Leitungen werden nicht mehr benötigt und nun teilweise zurückgebaut. Trotz des zunehmenden Flächendrucks soll die Trasse von Bebauung freigehalten werden. Entlang dieser Trasse wird ein Grünzug-Konzept umgesetzt, bestehend aus drei Bausteinen: Erstens werden städtische Gärten für die Nahrungsmittelproduktion (urban gardening) geschaffen, zweitens bestäuberfreundliche Wiesen entwickelt und drittens Hochspannungsmasten und Gebäude der ehemaligen Elektro-Infrastruktur umgestaltet.
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(Wolfram Adelmann) Dieses Buch liest man von der ersten bis zur letzten Seite mit zunehmender Begeisterung. Inhaltlich ist es brillant und seine Fülle lässt sich nicht zusammenfassen. Die Leitfrage ist: Sterben unsere Wälder – schon „wieder“? Die Antwort ist eine wissenschaftliche Reise durch die Waldforschung und -beobachtungen und ein klarer Appell an die Sachlichkeit. Das gelingt dem Autor durchweg, trotz seiner leichten, fast anekdotische Erzählweise über Fakten, Studien und Beobachtungen.
Die Geschwindigkeit des rezenten Klimawandels ist menschengemacht und Wälder spiegeln dies wider. Wir verändern unsere Welt permanent, allen voran unsere Nutzung. Nichts ist monokausal in der Natur. Das lokale Absterben von Wäldern ist ein immer wiederkehrendes Phänomen, und hier gelingt dem Autoren etwas Besonderes: Der Blick in die verschiedensten Orte der Welt mit scheinbar gleichen Beobachtungen, jedoch unterschiedlichsten Gründen.
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Sonja Hölzl und Johannes Kollmann
Blühstreifen und -flächen für die Insektenvielfalt – ein Dialog an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis
Blühflächen und Blühstreifen sind beliebte Elemente, um die Agrarlandschaft, aber auch kommunale Flächen, aufzuwerten. Sie waren und sind Gegenstand zahlreicher wissenschaftlicher Feld- und Literaturstudien. Die Forschungsergebnisse werden jedoch oft nicht ausreichend aus naturschutzfachlicher Perspektive beleuchtet – Schlussfolgerungen für die Naturschutzpraxis sind somit schwierig. Diese und andere Themen, wie Anforderungen an Saatgutmischungen, Methodik der Anlage, Effekte im Landschaftskontext oder kommunikative Hürden in der Praxis, wurden im März 2021 in einem Online-Workshop der ANL mit Vertretern aus Forschung und Praxis diskutiert.
Summary
Flower strips and areas for the diversity of insects – a dialogue at the interface between research and practice
Flowering areas and flower strips are popular elements for enhancing the agricultural landscape, but also municipal areas. They were and are the subject of numerous scientific field and literature studies. However, the research results are often not sufficiently illuminated from a nature conservation perspective – drawing conclusions for nature conservation practice difficult. These and other topics such as requirements for seed mixtures, the methodology of establishment, effects in the landscape context or communicative hurdles in practice were discussed in an online workshop of the ANL with members from research and practice in March 2021.
Kathrin Stenchly, Frank Hensgen, Korbinian Kaetzl und Michael Wachendorf
Grünschnitt mit Lupine als potenzielle Energiequelle
Um die Lücke zwischen abnehmenden fossilen Brennstoffen und dem steigenden globalen Energiebedarf zu schließen, wird Bioenergie eine wichtige Rolle im zukünftigen Energiemix spielen. Somit kann Lupine-invadierte Grünlandbiomasse in der Rhön als Energiequelle einen wichtigen Beitrag für regionale Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum leisten. Darüber hinaus kann ein validiertes technisches Konzept auch Biodiversität schützen und Treibhausgasemissionen reduzieren und damit maßgeblich zum Umwelt- und Klimaschutz beitragen.
Summary
Green cut material with lupine from landscape conservation measures – a potential energy source
There has been an increasing effort to find solutions to use residual biomass, for example from landscape conservation, for energy generation or to produce platform chemicals. Cuttings from grassland dominated by Lupinus polyphyllus are also considered as residual biomass: they are not suitable for use as hay nor as fodder. Researchers at the University of Kassel have developed a technology called ‚Integrated Solid Fuel and Biogas Production from Biomass‘ (IFBB for short) for the purpose of sustainable biomass utilization. By washing and mechanically separating the biomass, IFBB produces a relatively dry, fiber-rich press cake for use as soild fuel for heating and a juice with a high content of usable sugars thought for biogas production.
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Wiebke Hansen, Yves Klinger, Kristin Ludewig und Annette Otte
Restituierung von mit der Stauden-Lupine invadierten Berg-Mähwiesen in der Rhön: Erprobung verschiedener Maßnahmen
Wie kann das ursprüngliche Artinventar von mit der Stauden-Lupine invadierten Bergwiesen wiederhergestellt und gleichzeitig die Deckung der Lupine reduziert werden? Um diese Frage zu beantworten, wurden hier zwei Verfahren der Grünland-Restituierung kombiniert und um eine manuelle Entfernung der invasiven Art ergänzt. Die Zielarten-Deckung in Borstgrasrasen und nassen Goldhaferwiesen wurde dabei geringer, zeigte in mesischen Goldhaferwiesen jedoch keine Reaktion. Die Lupine konnte in Borstgrasrasen und mesischen Goldhaferwiesen beeinflusst werden. Insgesamt war der Erfolg der Maßnahmen jedoch stark durch die trockene Wetterlage geprägt.
Summary
Restitution of semi-natural mountain meadows invaded by Lupinus polyphyllus in the Rhön Biosphere Reserve: Testing of different measures
How can the original species inventory of mountain grasslands invaded by perennial lupine be restored while reducing lupine cover? To achieve this goal, two grassland restoration methods were combined here and supplemented with manual removal of the invasive species. Different responses to the measures were observed: on different vegetation types For example, target species cover was reduced in Nardus grasslands and wet hay meadows but showed no response in mesic hay meadows. Lupine cover could be influenced in Nardus grasslands and mesic hay meadows. Overall, however, the success of the measures was strongly influenced by the dry weather conditions.
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Yves Klinger, Wiebke Hansen, Kristin Ludewig und Annette Otte
Ausbreitung durch Management? – Potenzielle Ausbreitungsvektoren der invasiven Stauden-Lupine im Biosphärenreservat Rhön
Die Stauden-Lupine soll daran gehindert werden, sich durch die Flächenpflege weiter auszubreiten, ohne typische Wiesen-Arten zu benachteiligen. Daher wurde die Ausbreitung von Pflanzenarten über Schafe und Mähwerke im Biosphärenreservat Rhön untersucht. Beide Vektoren ergänzen sich in ihrer Ausbreitungsfunktion für typische Wiesen-Arten. Die Stauden-Lupine wird nur dann massenhaft verschleppt, wenn sie reife Samen trägt. Invadiertes Grünland sollte also unbedingt vor der Samenreife der Stauden-Lupine bewirtschaftet werden.
Summary
Dispersal by management? – Potential vectors for spread of the invasive garden lupine in the Biosphere Reserve Rhön
Dispersal of the invasive garden lupine by conservation management should be prevented without disadvantaging typical meadow species. Therefore, seed dispersal of mountain meadow species via sheep and mowers in the Rhön Biosphere Reserve was investigated. We found that both vectors complement each other concerning the dispersal of typical mountain meadow species. Furthermore, the garden lupine is only dispersed en masse when it carries mature seeds. Invaded grassland should therefore be managed before lupine seed maturity.
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