Ruth Paulig (*1949)

Portraitfoto von Ruth Paulig mit ihrem Zitat Es war Ende 1977. (…) Tenor war: Um unsere Ziele und Vorstellungen umzusetzen, müssen wir eine Machtoption öffnen, also das Potenzial aufbauen, um auf andere Druck auszuüben. (…) Und da haben wir gesagt: „Das müssen wir mit einer Parteigründung machen“.

Während des Interviews klopft es. Zart, aber hartnäckig. Es sind die Meisen, die diesen Herbst besonders frühzeitig ihren Nistplatz in der Westwand ihres Hauses bauen, erklärt Ruth Paulig – und seufzt und lächelt zugleich. Eigentlich hätte sie die Wand neu dämmen lassen wollen, aber nun wird sie warten, bis die Eier gelegt, die Jungen ausgeschlüpft, großgeworden und ausgeflogen sind; bis nächsten Sommer also.

Naturschutz (Meisenfamilie) geht für sie vor Umweltschutz (Energieeinsparung durch Dämmung). Allerdings ist das moderne Holzhäuschen mit Sonnenkollektor, Solarzellen, Brauchwassertoilette und Feststoffbrenner umwelttechnisch sowieso schon so ausgestattet, wie man es vom Heim einer Grünen der ersten Stunde erwartet. Und dass das Atomkraftwerk Isar I („Ein Schrottreaktor, der teilweise nur eine Wanddicke von 30 cm hatte!“) endlich abgeschaltet wurde, ist für die langjährige Vizevorsitzende des Umweltausschusses und zeitweilige Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bayerischen Landtag eine persönliche Genugtuung. Sie hat sich außerdem gegen die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf, gegen Alm- und Umgehungsstraßen sowie für biologische Landwirtschaft, die Aufarbeitung militärischer Altlasten, saubere Luft und die Umsetzung der Europäischen Natura-2000-Richtlinie eingesetzt – und auch für einen Mann, dessen Gehirn plötzlich durch eine Krankheit geschädigt worden war. Das war auf dem Höhepunkt der Diskussionen um BSE. Der Zusammenhang mit dem „Rinderwahn“ ließ sich allerdings nicht eindeutig nachweisen. Da trat die Frau, die immer dem „Realo-Flügel“ zugerechnet wurde, vom Fraktionsvorsitz zurück.

Politik macht die Lehrerstochter, die selbst Lehramt Kunst und zusätzlich Biologie studiert hat, aber immer noch: statt hierarchisch aufstrebend nun geographisch umfassend. Als Entwicklungshelferin setzt sie sich mir zarter Hand, aber hartnäckig für Schulen für Kinder aus den Slums von Nairobi ein, kocht, flicht Bambustüren, hämmert und wirft auch schon mal mit viel Spaß Betoneimer in der Eimerkette weiter.


Helmut Kohl und Hartmut Graßl  vor einem Mikrofon.
Nach dem Abschuss des Braunbären Bruno 2006 auf dem Wendelstein (Foto: Christina Krüger/Privatarchiv Ruth Paulig, 2006)


Helmut Kohl und Hartmut Graßl  vor einem Mikrofon.
(Foto: Privatarchiv Ruth Paulig, 2008



Helmut Kohl und Hartmut Graßl  vor einem Mikrofon.
Radeln fürs KLima (Foto: Volker Schäfer, 2008)


Gesamter Beitrag in den Naturschutzgeschichte(n)

Das gesamte Interview finden Sie ab Seite 137:
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