Ulrich Ammer (*1934)

Portraitfoto von Ullrich Ammer mit seinem Zitat: Für mich ist das Ziel, die große Vielfalt der Natur zu erhalten, und dieses nicht über ein paar wenige kleine Schutzgebiete, sondern über eine nachhaltige, verantwortungsvolle Nutzung auf der ganzen Fläche.


Er und seine Frau essen das Fleisch aus dem eigenen Stall, die Karotten und Äpfel aus dem eigenen Garten, den Dinkel von den eigenen Feldern, zu Brot gebacken im eigenen Ofen. Sie wärmen sich am Feuer, dessen Holz er mit den eigenen Pferden aus dem nahen Wald geholt hat. Sie wohnen in einem komplett aus Holz ohne chemische Schutzmittel gebauten Haus, und als er noch Landnutzungsplanung und Naturschutz in Freising-Weihenstephan unterrichtete, pendelte er täglich vier Stunden im Zug statt im Auto. „Es gibt für mich nichts Befriedigenderes, trotz der Mühe, die damit verbunden ist, als so leben zu können, wie man predigt“, sagt der Mann mit den auffallend breiten Händen.

Schon bevor sein Hof als Bio-Betrieb zertifiziert wurde, spritzte er kein Gift auf seine Äcker – und zeigt stolz das Ergebnis: Farbenpracht dank vieler Blumen und Kräuter zwischen den hoch aufragenden Halmen. „Wie ein stufiger Wald“, freut sich der einstige Forstamtsleiter und nimmt in Kauf, dass der Ertrag kurzfristig niedriger ist als bei Gebrauch von Spritzmitteln und Hochertragssorten. Dafür sei das System stabiler, argumentiert er. Bei einem großangelegten Vergleich von fünf Waldstücken bei Kelheim haben er und sein Wissenschaftlerteam vier Millionen Schmetterlinge, Käfer und andere Insekten auf dem Boden und in den Baumkronen erforscht: am wenigsten unterschiedliche Arten waren in Fichten-Monokulturen zuhause, in den nicht genutzten Waldteilen mit viel totem Holz tummelten sich besonders die Rote-Liste-Arten.

Die größte Artenvielfalt fanden die Forscher im nachhaltig genutzten Eichenmischwald. Als Spezialist auch für Tourismus- und Freizeitplanung hat Ulrich Ammer gelehrt, wie sich der Artenschutz und der Wunsch von Erholungssuchenden nach Naturgenuss vereinbaren lassen, etwa mit Hilfe von Erlebnispfaden, die die Besucherströme lenken. Die Kunst bestehe darin, Schutz und Nutzung der Natur in Einklang zu bringen, resümiert der Schwabe in Bayern.

Historisches Foto eines Ackers mit einem Jungen und einem Rind beim Pflügen.
Als Fünfjähriger beim Säen auf dem Acker seines Kindermädchens (Foto: Privatarchiv Ullrich Ammer, 1939)


Ullrich Ammer plügt seinen Acker mit einem Pferd.
Ackern auf dem eigenen Feld (Foto: Christine Ammer, Privatarchiv Ullrich Ammer, ca. 1984)


Eine kleine Gruppe von Männern in Anzügen unterhält sich.
Mit dem Umweltbeirat des Deutschen Skiverbands beim Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker (Foto: Ulf Huber, Tegernsee 1990)


Gesamter Beitrag in den Naturschutzgeschichte(n)

Das gesamte Interview finden Sie ab Seite 96:
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