Wolfgang Ewald Burhenne
(*1924 †2017)


Porträt von Wolfgang Ewald Burhenne mit dem Zitat: Ich war immer der Mittler bei den Verhandlungen. Also
ich liebe das sehr. Wenn Konflikte sind, bin ich immer der, der versucht hat, den Kompromiss, den Konsens zu suchen.

„Ich weiß gar nicht, wie man das ganz ausschaltet!“ Der hochgewachsene Herr im edlen Trachtenjanker betrachtete durch die feine Goldbrille kurz sein Handy. Dann ließ er es eingeschaltet, auch während des Gespräches für die „Naturschutzgeschichte(n)“ im Januar 2013, so wie immer, selbst nachts. „Ich bin sehr oft bei den Vereinten Nationen. Das bedeutet sechs Stunden Zeitunterschied, und man wird abends noch angerufen.“ Er stand auch ständig in Kontakt mit seiner Sekretärin. Sie koordinierte seine Sitzungstermine in Ausschüssen der Alpenkonvention, der Weltnaturschutzunion, der UN--Kommission für nachhaltige Entwicklung, bei der Stiftung „Schutzgemeinschaft Deutsches Wild“ und manch anderer Institution sowie seine Berater- und Herausgebertätigkeiten.

 

Auch mit über 90 Jahren pflegte er sein kostbarstes Kapital, die guten Kontakte, und mischte gerne mit, am liebsten auf internationalem Parkett. Das Jahrhundert, das hinter ihm lag, bestand für ihn aus Begegnungen, aus denen im besten Fall Institutionen und Normen wurden. Wie er zum Beispiel auf einer Konferenz von Nationalparkmanagern auf Bali das Konzept der Biodiversität miterfand, um eine Grundlage für Naturschutz in der Fläche, also auch in nicht geschützten Gebieten, zu haben. Wie er Landwirtschaftsminister Josef Ertl („dem Sepp“) die Idee einpflanzte, eine internationale Konvention für ziehende Tierarten aus der Taufe zu heben. Wie er auf Anregung von Mobutu Sese Seko, dem kongolesischen Herrscher mit dem Leopardenfell-Käppi, die Welt-Charta für Natur entwerfen half, derzufolge „jede Nutzung der Natur geplant werden soll“. Natur geplant hatte schon Wolfgang Burhennes früh verstorbener Vater: Er hatte ein Landeskulturamt geleitet, das etwa Sümpfe trockenlegen ließ, um Äcker zu gewinnen. Lobbyist war schon der Großvater gewesen, für Lokomotiven und Papier. So knüpfte der passionierte Jäger Wolfgang an Familientraditionen aus dem 19. Jahrhundert an und entwickelte sie bis ins 21. Jahrhundert weiter, in immer neuen Arenen zwischen Arktis und Antarktis.


 

Zwei Herren im Gespräch miteinander werden vor einer Seekulisse von einem Kameramann des Bayerischen Rundfunks gefilmt.

Zusammen mit dem damaligen CIPRA-Präsidenten Dominik Siegrist bei der Jubiläumsfeier zu 60 Jahre Internationale Alpenschutzkommission CIPRA in Rottach-Egern am Tegernsee
(Foto: Caroline Begle/CIPRA, 05.05.2012).


Gesamter Beitrag in den Naturschutzgeschichte(n)

Das gesamte Interview finden Sie ab Seite 156:
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