Josef Reichholf (*1945)

Portraitfoto von Josef Reichholf mit seinem Zitat Für einen wirkungsvolleren Naturschutz brauchen wir dringend eine Denkwende.


Neben einem Schmetterlingsnetz und einem Paar Gummistiefeln zierten Bücher über Bücher den Arbeitsplatz, den Josef Reichholf sechsunddreißig Jahre lang in der Zoologischen Staatssammlung in München innehatte. 32 Buchtitel stammen von ihm selbst, manche wurden in über ein Dutzend Sprachen übersetzt und wieder und wieder aufgelegt. Sie sind so geschrieben, dass sie auch einem breiten Publikum originell und unterhaltsam komplexe Inhalte vermitteln können: Dass nicht Knappheit, sondern Überfluss die Evolution weiterbringt, dass wir Menschen schon lange mit Klimaveränderungen leben oder dass es in Städten längst mehr Artenvielfalt gibt als auf dem Land, wo die Bauern so großflächig ackern und so viel düngen, dass einige wenige nährstofflieben-de Pflanzen die übrigen verdrängt haben – und die dazugehörigen Tiere gleich mit. Der Niederbayer ist gefragter Gast in Radio und Fernsehen, weltweit zu Vorträgen unterwegs, und die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung hat ihm für seine wissenschaftliche Prosa den Sigmund-Freud-Preis verliehen. Aber im Interview für die „NaturschutzGeschichte(n)“ erwähnt er das alles nicht einmal. Nach seinen größten Erfolgen gefragt nennt er erstens, es als Jugendlicher erreicht zu haben, dass die Stauseen am Unteren Inn unter Naturschutz gestellt wurden, und zweitens seine Naturschutzvorlesung an der Technischen Universität München von 1977 bis 2008. Seine akademischen Lehrer, in den USA geschult, hätten ihm die Freude daran vermittelt, erzählt er, eigene Positionen in konstruktiven, aber knallharten Diskussionen zu prüfen und bei Irrtum zu revidieren. Das würde der Zoologe und Evolutionsbiologe auch gerne im Naturschutz generell vorfinden und wird nicht müde, auf entsprechende Irrtümer hinzuweisen. Zum Beispiel dass man die Zeit zurückdrehen und Wandel aufhalten könne. Stattdessen gelte es, Wandel als Chance zu nutzen, auch bei Fluss-Umbauten oder Autobahnbau.

Historisches Foto eines Jungen in Lederhose an einem Flussufer aus den Fünfziger Jahren.
Am Stausee am Unteren Inn (Foto: Anna Reichholf/Privatarchiv Dr. Josef Reichholf, Mitte der 50er Jahre)


Helmut Kohl und Hartmut Graßl  vor einem Mikrofon.
Bei der Wasservogelzählung am Inn (Foto: Privatarchiv Dr. Josef Reichholf,1967)


Helmut Kohl und Hartmut Graßl  vor einem Mikrofon.
Josef Reichholf betont immer wieder, wie wichtig das unmittelbare Natur-erlebnis ist. (Foto: Miki Sakamoto-Reichholf, 2012)


Gesamter Beitrag in den Naturschutzgeschichte(n)

Das gesamte Interview finden Sie ab Seite 123:
Doppelpfeil weiterlesen


Wir

Informationsangebote

Arbeitsschwerpunkte


nach oben