BayernNetzNatur-Projekt „Bachmuschel in der Murn“
Laufzeit: 2019 bis 2023 (auch: 2013 bis 2015 und 2016 bis 2018)
In der Murn und ihren Nebengewässern lebt noch eine kleine Population der Bachmuschel (Unio crassus). Die Bachmuschel ist Leitart unbelasteter bis gering belasteter, naturnaher Fließgewässer und europaweit vom Aussterben bedroht. Die Muschel stellt hohe Ansprüche an Wasserqualität und Fischbestand und ist empfindlich gegenüber Sediment- und Nährstoffeinträgen aus dem Umland. Das liegt unter anderem am komplizierten Fortpflanzungszyklus der Art, deren Larven sich nur in den Kiemen bestimmter Fischarten zu Jungmuscheln entwickeln können. Da die Wirtsfische wiederum hohe Ansprüche zum Beispiel an Durchgängigkeit und Strukturreichtum des Gewässers stellen, ist die Bachmuschel eine wertvolle Indikatorart für ein intaktes und funktionierendes Ökosystem. Bachmuschelschutz ist somit Gewässerschutz.



Habitatoptimierung
Die Projektkoordination geht auf Anlieger, Kommunen, das Wasserwirtschaftsamt, die Fischereivereine, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sowie viele weitere Beteiligte zu, um sie dazu zu bewegen, den Lebensraum der Bachmuschel gezielt zu verbessern. Dabei geht es sowohl um extensivere Bewirtschaftung, Strukturbereicherung, Renaturierung, Gehölzpflanzung und die Durchwanderbarkeit, zum Beispiel an Wehren. Aber auch Bisame, die bei uns gebietsfremden Fraßfeinden der Muschel, werden gefangen.
Artenhilfsmaßnahmen
Da eine weitere Dezimierung des Bestands unbedingt vermieden werden muss, wird die Population bei der Fortpflanzung unterstützt. Beispielsweise wird der Anteil an Wirtsfischen (unter anderem Nase, Elritze und Aitel) durch Besatzmaßnahmen erhöht. Weiterhin werden die Besatzfische sowie der lokale Fischbestand künstlich mit Muschellarven infiziert.
Bereits zweimal, 2018 und 2022, glückte dem Projektmanagement gemeinsam mit der Muschelkoordinationsstelle der TU München, dem Fischwirt Egidius Schulz und dem Kreisfischereiverein Wasserburg die Nachzucht von Bachmuscheln in einem halbnatürlichen Verfahren – deutschlandweit zum ersten Mal!
Jüngste Kartierungen zeigen, dass sich die Bachmuschel wieder erfolgreich in der Murn reproduzieren kann. Dieser positive Trend soll im Rahmen des Projekts stabilisiert werden, um die Population langfristig zu sichern.
Öffentlichkeitsarbeit
„Was man nicht kennt, kann man nicht schützen“. Frei nach diesem Motto setzt die Projektkoordination alles daran, die Bachmuschel und ihre Bedeutung für den heimischen Gewässerschutz im Bewusstsein der Bevölkerung präsent zu halten: mit Informationsveranstaltungen, Ferienprogramm, Vorträgen, Artikeln und einer eigenen Homepage:
www.landkreis-rosenheim.de/projekt-bachmuschel.
Monitoring
Etwa alle 5 Jahre wird der Bestand kartiert, um die Wirksamkeit der Maßnahmen nachzuweisen und eventuell nach- und gegensteuern zu können.
Vorgehen
Das Projekt setzt auf Kooperation. Ein großes Netzwerk mit vielen Freiwilligen, Experten, Anliegern, Ämtern und Fachberatungen vermittelt – meist ohne eigenes Budget – die Schutzbedürftigkeit der Muschel und setzt aktiv Maßnahmen um.
Initiator:
Regierung von Oberbayern
Landratsamt Rosenheim
Muschelkoordinationsstelle Bayern
Träger:
Landkreis Rosenheim
Fördergeber:
Bayerischer Naturschutzfonds Bezirk Oberbayern
Werkvertragsnehmer:
Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner
Kooperationspartner:
Wasserwirtschaftsamt Rosenheim, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Rosenheim (mit Landwirtschaftsschule), Muschelkoordinationsstelle der TUM, Fischereifachberatung Oberbayern, Kreisfischereivereine Wasserburg und Rosenheim, weitere Fischereiberechtigte im Projektgebiet, Wasser- und Bodenverband Halfing-Zillham „Murn I-V“, Moosgenossenschaft Söchtenau, Kommunen, Landschaftspflegeverband Rosenheim e.V.
Landkreis:
Rosenheim
Ansprechpartner:
Katharina Amelung (Landratsamt Rosenheim) katharina.amelung@lra-rosenheim.de
Svea Senesie (Landschaftsarchitekturbüro Niederlöhner)mail@la-niederloehner.de
Weitergehende Informationen
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