Hilfe für die seltenste Heuschrecke der Oberpfalz
Laufzeit: ab 2013
Einer Gewöhnlichen Gebirgsschrecke in der Oberpfalz zu begegnen, ist heute ein ungewöhnliches Ereignis. Denn in diesem Regierungsbezirk leben schätzungsweise nur noch wenige hundert Individuen dieses kleinen Insekts. Als sogenanntes „Eiszeitrelikt“ ist es an eine offene Landschaft gewöhnt und angepasst. Es fühlt sich weder in Gärten noch auf Äckern wohl. Auch Wiesen, Wälder oder andere naturnahe Lebensräume, die stark von Pflanzen bewachsen sind, genügen seinen Ansprüchen nicht. Vielmehr braucht es offene Flächen mit Sand, Schotter oder Fels und eine lückige, krautreiche Vegetation. Solche speziellen Standorte gibt es in unserer Kulturlandschaft immer weniger. Daher gehört die Gewöhnliche Gebirgsschrecke in ganz Deutschland zu den stark gefährdeten Arten. In den bayerischen Alpen behaupten sich noch einige Populationen. Ihre Artgenossen im Tiefland und in den Mittelgebirgen sind indes akut vom Aussterben bedroht. In der Oberpfalz waren bis zur letzten Erfassung im Jahr 2010 nur noch sechs Vorkommen in vier Landkreisen bekannt: in Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth.
Georg Knipfer hat im Auftrag der Bezirksregierung alle verbliebenen Vorkommen von Podisma pedestris aufgesucht, den Zustand der Lebensräume dokumentiert und die dort gesichteten Tiere gezählt. Das einzige Vorkommen im Landkreis Tirschenreuth konnte er nicht mehr bestätigen. Um das Überleben dieser Art wenigstens auf den verbliebenen fünf Standorten zu sichern, hat die Regierung der Oberpfalz ein Artenhilfsprogramm aufgelegt. Es sieht vor, Größe und Entwicklung der Populationen zu beobachten und ihre Lebensräume zu erhalten und (wo möglich) zu vergrößern.
Um die Habitatstrukturen zu verbessern, werden Bäume und Büsche entnommen, lückige Bodenstrukturen geschaffen sowie extensive Bewirtschaftungsformen gefördert, beispielsweise durch Ziegen-Beweidung. So konnten die Habitate der Gewöhnlichen Gebirgsschrecke in den fünf Jahren seit Projektbeginn 2013 aufgewertet und zum Teil um ein Vielfaches vergrößert werden. Der Erfolg der Maßnahmen lässt sich anhand der jährlichen Zählungen belegen: Zwei der fünf Bestände sind im fraglichen Zeitraum deutlich – auf das Doppelte respektive das Dreifache – angewachsen. Außerdem konnte dokumentiert werden, dass die Gebirgsschrecke auf künstlich geschaffene Offenstellen eingewandert ist.
Initiator/Träger:
Regierung der Oberpfalz
Werkvertragsnehmer
Georg Knipfer, Fachbüro Genista
Kooperationspartner:
Bund Naturschutz
Gebietskenner
Landesbund für Vogelschutz e.V.
Landschaftspflegeverbände der Landkreise Amberg-Sulzbach, Neumarkt i. d. Oberpfalz
Naturpark Nördlicher Oberpfälzer Wald
Private Grundstückseigentümer
Untere Naturschutzbehörden
Landkreise:
Amberg-Sulzbach, Neumarkt, Neustadt an der Waldnaab, Tirschenreuth
Ansprechpartnerin:
Dr. Maria Hanauer
Regierung der Oberpfalz
Weitergehende Informationen
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