Pestizide gefährden die weltweite Biodiversität und Ökosystemleistungen

Eine internationale Studie belegt, dass manche großflächig in der Landwirtschaft eingesetzten Spritzmittel die biologische Vielfalt gefährden. Betroffen sind vor allem die Bodenfauna sowie Insekten, die als Bestäuber zentrale Ökosystemdienstleistungen erbringen (Foto: piclease/Kristin Goebel).
(MO) Neonikotinoide und Fipronil fügen zahlreichen wirbellosen Tieren und höheren Organismen erheblichen Schaden zu und gefährden dadurch unverzichtbare Ökosystemleistungen. Dies belegte eine umfassende Metaanalyse von 800 Studien über den Einsatz dieser Pestizide. Das internationale Autoren-Team appelliert an die zuständigen Behörden, die Regulierung dieser Giftstoffe deutlich zu verschärfen und lang-fristig auf ihren Verzicht hinzuwirken.
Neonicotinoide werden seit den 1970-er Jahren zur Bekämpfung von schädlichen Insekten eingesetzt. Heute sind diese Fraß- und Kontaktgifte in mehr als 120 Ländern als Pflanzenschutzmittel zugelassen. Zusammen mit dem ebenfalls synthetischen Wirkstoff Fipronil gehören Neonicotinoide weltweit zu den am häufigsten eingesetzten Insektiziden: 2011 erzielten sie einen Markanteil von 40 % mit Umsätzen von 2,63 Milliarden US-Dollar. Während der letzten zwei Jahrzehnte mehrten sich Bedenken über unerwünschte Nebenwirkungen dieser systemisch wirkenden Giftstoffe auf Natur und Umwelt.
Um endlich klare Aussagen zu diesem brisanten Thema treffen zu können, haben unabhängige Wissenschaftler aus 12 Universitäten in 5 europäischen Ländern, den USA und Kanada eine „Task Force Systemische Pestizide“ gegründet. Unter Leitung von Dr. Jeroen van der Sluijs vom Kopernikus-Institut für Nachhaltige Entwicklung der Universität Utrecht hat dieser Krisenstab insgesamt 800 wissenschaftliche Studien zur Wirkung von Neonicotinoiden und Fipronil – kurz: Neonics – einer Meta-Analyse unterzogen. Die Ergebnisse der systematischen Auswertung sind ebenso eindeutig wie alarmierend: Neonics schädigen eine Vielzahl nützlicher Insekten und anderer Wirbelloser. Damit bilden sie eine erhebliche Bedrohung für landwirtschaftlich bedeutende Bodenorganismen und spielen eine Schlüsselrolle beim Rückgang der Honigbiene und weiterer wichtiger Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen.