Latham: Bäume handeln möglicherweise nicht so wie wir dachten – dieser Wald, voll mit Leitungen, kann uns erzählen warum
(Fabian Royer) In einem bemerkenswerten Artikel für die British Broadcasting Corporation (BBC) bringt die Wissenschaftsjournalistin Kathrine Latham neue Aspekte und Überraschungen zu Klimawandel und Bäumen: Bäume mit höherem Alter scheinen tatsächlich mehr CO2 aufnehmen zu können. Außerdem speichern alte Wälder den Kohlenstoff auch länger, unter anderem indem sie mehr Rinde produzieren. Dieser Artikel ist so spannend, dass ich ihn hier nochmal auf Deutsch zusammenfasse.
Die zentralen Fragen, die beantwortet werden sollen, sind: „Wachsen die Bäume in einer mit CO2 angereicherten Umgebung schneller? Nehmen sie mehr CO2 auf und speichern sie letztlich auch mehr davon? Wie interagieren dann Boden und Insekten mit den Bäumen? Maßgebliche Ziele sind es, Klimaszenarien zu verbessern und stabile, widerstandsfähige Wälder für die Zukunft zu sichern.
Das Besondere und Neue an BIFoR FACE ist, dass es ein sehr realistisches Freilandexperiment ist, bei dem im Gegensatz zu früheren Untersuchungen ein alter, stabiler Eichenwald mit diverser Altersstruktur untersucht wird und damit ein sehr komplexes Ökosystem. Weltweit gibt es nur zwei andere vergleichbare Experimente, beide auf der Südhalbkugel, nämlich EucFACE in einem australischen Eukalyptuswald und AmazonFACE im brasilianischen Amazonasregenwald. Letzterer spielt eine entscheidende Rolle, beherbergt er doch 10 % aller terrestrischen Biodiversität und speichert CO2 äquivalent zu 20 Jahren globaler CO2-Emission. Aber er könnte einem Kipppunkt nahe sein, ausgelöst durch steigende Temperaturen, extreme Dürren, Abholzung und Feuer.
„Der Klimawandel passiert gerade schneller […] als die natürliche Anpassungsfähigkeit jedes Ökosystems. […] Und Wälder sind genauso verletzlich wie jedes andere Ökosystem“ (MacKenzie). Diese Verletzlichkeit zeigt sich besonders bei einem Blick in die Rote Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN): Weltweit ist mehr als ein Drittel der Baumarten vom Aussterben bedroht – wegen Erderwärmung, Abholzung und invasiver Arten. In den bisherigen Untersuchungen zeigen sich teilweise deutliche Unterschiede in den Reaktionen verschiedener Baumarten auf höhere CO2-Konzentrationen.
MacKenzie und sein Team stellen in ersten Ergebnissen frühere Annahmen (JIANG et al. 2020; PAN et al. 2024) in Frage: Bäume mit höherem Alter scheinen tatsächlich mehr CO2 aufnehmen zu können, indem sie unter anderem auch mehr Rinde produzieren. Somit speichern alte Wälder den Kohlenstoff auch zeitlich länger. Bei einem CO2-Level, wie es 2050 erwartet wird, nimmt die Holzproduktion der Bäume um 10 % zu. Allerdings beschleunigt sich der ganze Lebenszyklus durch die CO2-Düngung. Wird langfristig überhaupt mehr CO2 im Boden gespeichert oder einfach gleich wieder ausgeatmet in die Atmosphäre, sofern es nicht im Holz gebunden ist? Diese Frage ist noch lange nicht abschließend geklärt.
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