Baumhöhlen haben eine entscheidende Bedeutung für zahlreiche Tierarten – auch für europarechtlich geschützte, wie Totholzkäfer, Fledermäuse oder Vögel. Gerade im kommunalen Bereich kann und sollte viel für ihren Schutz getan werden (Foto: piclease/Hans Glader).
(MO, AZ) Höhlenbäume bieten einer Vielzahl gefährdeter Tiere Fortpflanzungs- und Ruhestätten – und sind daher gesetzlich geschützte Lebensräume. Ein umfangreicher Leitfaden zeigt, wie sich Baumpflege und Verkehrssicherung in der kommunalen Praxis mit dem vorgeschriebenen Artenschutz vereinbaren lassen.
Nur wer seine Nachbarn und ihre Bedürfnisse kennt, ist auch bereit, auf sie Rücksicht zu nehmen. Andernfalls sind Konflikte vorprogrammiert. Was allgemein für gute Nachbarschaft gilt, trifft genauso auf die zumeist wenig bekannten Bewohner von Höhlen in städtischen Bäumen zu. Parks und andere öffentliche Grünflächen im urbanen Raum werden intensiv von Menschen genutzt. Damit bei allen Aktivitäten niemand zu Schaden kommt, müssen die Anlagen gepflegt und ihre Wege gesichert werden. So werden allein auf öffentlichem Grund der Stadt Frankfurt jedes Jahr mehrere hundert Bäume beschnitten oder gar gefällt; weit mehr Fällanträge werden darüber hinaus von privaten Eigentümern gestellt. Für den Artenschutz ist das fatal. Denn mit jeder Baumhöhle verschwinden Winterquartiere für Fledermäuse, Niststätten für Vögel, Ruheräume für Kleinsäuger und Brutsubstrate für zum Teil sehr seltene Insekten. Teilweise können solche Eingriffe sogar relevant für ganze Tierpopulationen sein, etwa wenn ein Winterschlafbaum mit mehreren hundert Fledermäusen oder einer der wenigen Brutbäume des stark gefährdeten Juchtenkäfers gefällt werden.
Weil viele dieser folgenschweren Aktionen aus Unkenntnis oder Ahnungslosigkeit geschehen, setzt das Umweltamt der Stadt Frankfurt auf Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit. Dazu musste man sich jedoch zunächst selbst ein Bild davon machen, welche Bedeutung Baumhöhlen – sei es in alten Astlöchern, Rissen und Wunden oder unter abstehenden Rindenstücken – im urbanen Raum haben. Bei einer Bestandsaufnahme in 21 städtischen Grünanlagen fanden die Biologen knapp 3.600 Baumhöhlen. In 12 dieser Grünflächen fahndeten die Experten auch nach den Bewohnern der Baumhöhlen. Das beeindruckende Ergebnis: Insgesamt 15 Fledermausarten und 103 Quartierbäume wurden gezählt. An weiteren 90 Höhlen beobachteten die Biologen die teils wechselnden Bewohner; das Artenspektrum reichte von Insekten über Vögel bis zu kleinen Säugetieren.
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