Finanzausgleich für Naturschutzleistungen hilft, Einschränkungen und Nutzen besser zu verteilen

Natura 2000-Schutzgebiete erbringen wesentliche Naturschutzleistungen für die Allgemeinheit, führen aber auch zu Nutzungseinschränkungen. Portugal zeigt, wie Effekte über einen Finanzausgleich gerechter verteilt werden können, um die lokale Akzeptanz zu steigern (Foto: Andreas Zehm).
(MO) Europas Schutzgebiete wirken sich insgesamt positiv auf den Erhalt der biologischen Vielfalt aus. Allerdings profitieren nicht alle Arten gleichermaßen von den Schutzbemühungen. Verbesserungsbedarf besteht vor allem für Amphibien und andere Arten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Dies ergab ein EU-weites Forschungsprojekt unter Leitung des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung UFZ in Leipzig. Die Wissenschaftler empfehlen, Naturschutzleistungen im kommunalen Finanzausgleich zu honorieren sowie auch auf den Flächen zwischen den Schutzgebieten Mindeststandards für den Naturschutz einzuhalten.
Faktoren, die die biologische Vielfalt einer Region beeinflussen, wirken auf verschiedenen geografischen und administrativen Ebenen. Das SCALES-Projekt, bei dem insgesamt 31 Institutionen aus Europa, Australien und Taiwan beteiligt waren, hat daher die Skalierung solcher Faktoren untersucht. Dabei wurde besonders das europäische Naturschutznetzwerk „Natura 2000“ genauer unter die Lupe genommen. Mit mehr als 26.000 terrestrischen Gebieten, die zusammen rund 18 % der EU-Landfläche umfassen, ist Natura 2000 inzwischen das größte Naturschutz-Netzwerk der Welt.
„Die Etablierung von Natura 2000 als ein großskaliges politisch-ökologisches Netzwerk ist zwar ein großer Schritt zum Schutz der Artenvielfalt in Europa, jedoch sind weitere Schritte erforderlich“, betont Projektkoordinator Prof. Klaus Henle vom UFZ. So mangelt es häufig an geeigneten Verbindungen zwischen einzelnen Schutzgebieten. Das birgt besonders für seltene Arten die Gefahr, dass Populationen isoliert und vom genetischen Austausch mit anderen Beständen ausgeschlossen werden und mittel- bis langfristig verschwinden. Daher fordert Henle: „In den nächsten Jahren sollte ein Schwerpunkt auf der räumlichen Anordnung der Schutzgebiete und der ungeschützten Flächen dazwischen liegen. Wichtig ist, diese so zu managen, dass sie die notwendige Ausbreitung der Organismen ermöglichen“. Aus Sicht der Forscher könnten von diesen Vorschlägen sowohl der Naturschutz als auch die Wirtschaft profitieren. Natürliche Strukturen wie Hecken oder Feldraine dienen bedrohten Tier- und Pflanzenarten als wichtige Vernetzungselemente und Korridore durch die Agrarlandschaften. Gleichzeitig fördern sie höhere Ernte-Erträge, indem sie der Bodenerosion entgegenwirken und Bestäuber-Insekten nähren.