Von Offenland bis Waldweide: der Wandel einer Fichtenmonokultur zu einem ökologisch hochwertvollen Ökokonto
Charlotte Kersten, Dominik Meier und Thomas Schreiber
Von Offenland bis Waldweide: der Wandel einer Fichtenmonokultur zu einem ökologisch hochwertvollen Ökokonto
Mit der Zielsetzung bauliche Eingriffe in der Region zu kompensieren und gleichzeitig die regionale Artenvielfalt zu fördern, wurde durch die Firma Natur Perspektiven GmbH das Ökokonto „Vogelsang“ im Jahr 2017 im Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm initiiert. Mit rund 28 ha ist der Vogelsang das bisher größte zusammenhängende Ökokonto im Landkreis. Die Umwandlung der ehemaligen Fichtenmonokultur bietet eine einmalige Chance, die Fläche durch dynamische Prozesse zu einem naturnahen, artenreichen und strukturreichen Wald zu entwickeln und zugleich einen neuen Erholungsraum für den Menschen zu schaffen. Eine Waldbewirtschaftung nach dem kulturhistorischen Vorbild des Mittelwalds sowie eine extensive Weidenutzung mit Schafen bilden hierbei den Grundstein für ökologisch hochwertige Lebensräume und ein idyllisches Landschaftsbild.
Summary
From open land to forest pasture: converting a spruce monoculture into an ecologically valuable eco-account
In 2017, the company Natur Perspektiven GmbH initiated the creation of the eco-account „Vogelsang“ in the district of Pfaffenhofen (Ilm) in Upper Bavaria. The goal of the project is to support local biodiversity by compensating impacts that are inflicted on natural habitats by construction. The Vogelsang covers an area of approximately 28 ha and is the largest coherent eco-account in the district of Pfaffenhofen. Transforming the former spruce monoculture offers a unique opportunity to form a natural, species rich and highly structured forest and to generate a recreational area for the local population. The forest management is based on the historic concept of coppice-with-standards paired with extensive sheep grazing. This combination creates ecologically highly valuable and diverse habitats for different species and an appealing landscape for visitors of the area.
Zum Volltext-Download:
ANLiegen Natur 45/2 (2023): 12 Seiten als Volltext herunterladen (pdf barrierefrei 1,5 MB).
Da ich in der Nähe wohne, kenne ich das Gebiet „Vogelsang“. Während ich die meisten Punkte bestätigen kann und das Projekt insgesamt als sehr gut empfinde, möchte ich doch auch ein paar Kritikpunkte anbringen, die die Autoren als Projektleiter natürlich nicht so erwähnen:
– Ein Großteil des vorhandenen, teils alten Baumbestands, der nicht nur aus Fichtenmonokultur bestand, wurde abgeholzt
– Die nachgepflanzten Bäume werden offenbar nicht mehr gepflegt, etliche sind schon wieder abgestorben
– Im Gebiet wurde eine private, recht große Lagerhalle aus Metall errichtet, die vermutlich keine Baugenehmigung hat
– Die Investitionskosten waren zwar sicher hoch, wie der Artikel erwähnt, doch der Gewinn durch die Veräußerung der Wertpunkte auf dem Ökokonto hat den Investoren einen Gewinn in zweistelliger Millionenhöhe eingebracht. Gerüchte sprechen von rund 500% Rendite.
– Ob so diese Ausgleichsfläche, wenn einmal der Gewinn eingestrichen wurde, weiter gepflegt wird oder, wie der Artikel selbst eingangs beklagt, vernachlässigt und vergessen wird, bleibt abzuwarten. Erste Anzeichen der Vernachlässigung sind, wie erwähnt, schon zu erkennen.
Liebe Leserin,
Lieber Leser,
Vielen Dank für Ihre Einschätzung und Rückmeldung. Mit großer Verwunderung und auch Bedauern haben wir Ihre Meinung zur Kenntnis genommen und möchten die Gelegenheit dazu nutzen hier möglichst genau auf Ihre Kritikpunkte einzugehen:
wir haben beim Umbau des Baumbestands in enger Abstimmung mit der Forstbehörde zum Großteil Fichten entnommen. Die Fichten waren dabei junger und mittelalter Ausprägung. Dies wurde auch im Vorfeld alles dokumentiert. Natürlich gab es auch Parzellen aus Douglasien und nordamerikanischen Tannen. Diese wurden, weil fremdländisch z.T. geringelt (stehendes Totholz) oder als liegendes Totholz in den Wald eingebracht.
Möglicherweise spielen Sie bei der Abholzung auch auf die Vorbesitzer des Vogelsangs an. Welche bis zuletzt im großen Stil Kahlschlag auch im Bereich von alten Laubholzbeständen betrieben haben.
Ein Absterben der nachgepflanzten Bäume können wir so nicht bestätigen. Ziel ist und bleibt ein lichter Wald mit einem Pflanzverbund von 10mx10m. Im Vogelsang finden Sie zurzeit mindestens alle 5mx5m vitale Bäume z.T. wahrscheinlich sogar
noch enger. Wir haben extra ausgewählte Bäume zahlreich durch Wuchshüllen geschützt, um den Wildverbiss effektiv entgegenzuwirken.
Zur Pflege: Wir sind gerade dabei die Pflege des Mittelwaldes durch die Beweidung mit Schafen umzustellen. Bitte geben Sie den Effekt der Pflegebeweidung ein wenig Zeit sich zu etablieren. Hier ist Fingerspitzengefühl und Monitoring gefragt, damit in Abstimmung mit dem AELF der Wald keinen Schaden nimmt.
Die große Lagerhalle hat selbstverständlich eine Baugenehmigung und ist notwendig, um die aufwendige Landschaftspflege auch in Zukunft sicherzustellen. Zahlreiche Gerätschaften wurden hierfür angeschafft, welche in der alten Lagerhalle nicht genug Platz hatten und über ein Jahr im freien gelagert wurden.
Ich beteilige mich nur ungern an Gerüchten. Ich kann Ihnen aber versichern das bis dato noch kein Gewinn erzielt wurde und sowohl ein zweistelliger Millionenbetrag als auch eine Rendite von 500% sehr lukrativ klingen aber sicherlich nicht ansatzweise realistisch. Der Vogelsang ist Stand jetzt ein reines Investitionsrisiko und ich kann nicht genug betonen wie positiv hier die Zusammenarbeit läuft und auch die Bereitschaft ist etwas für den Naturschutz zu machen.
Gegen eine Vernachlässigung spricht, dass wir jedes Jahr sowohl eine Führung zur Fortschrittskontrolle mit den Genehmigungsbehörden durchführen. Hier ist sowohl die Untere Naturschutzbehörde als auch die Forstbehörde vertreten. Auf etwaige Mängelfeststellungen wurde in der Vergangenheit stets reagiert und das soll auch in Zukunft so bleiben.
Gerne bieten wir aber auch Ihnen eine Führung an um Sie vom Gegenteil zu überzeugen.